„SCHREI, WENN DU KANNST !!!“ Mit drastischen Worten in Großbuchstaben machte die Fachschaft Medizin Ende Juni 1968 auf eines ihrer regelmäßig organisierten „Teach-Ins“ aufmerksam. Die Zusammenkunft sollte der gemeinsamen Diskussion zwischen Studierenden und Dozierenden dienen. Wie überall im Land hatte sich auch an der Medizinischen Fakultät in Münster studentischer Protest gegen die als defizitär empfundenen Studienbedingungen und die reformbedürftigen Verwaltungsstrukturen der Universität formiert. Die Studierenden forderten vermehrte Mitsprache, beispielsweise in der Curriculumsentwicklung und der Reform der ärztlichen Ausbildung. Sie wollten in universitären Entscheidungsprozessen wie der Besetzung von Professuren oder der Regelung von Prüfungen gehört und beteiligt werden. Selbiges forderte die Fachschaft Medizin auch für die Leitungen der Universitätskliniken – und entsandte studentische Vertreter in die Klinikräte.
Die „68er“-Unruhen und Proteste der Studierenden verlangten der Universitäts- wie auch der Fakultätsverwaltung vieles ab. Der in jenen Jahren als Dekan (1967/68) und Rektor (1968–70) wirkende Anatomie-Ordinarius Heinz Rollhäuser (1919–2003) schrieb dazu rückblickend: „Das Amt [des Rektors], das bis dahin in erster Linie repräsentativ war und als Nebenbeschäftigung betrieben werden konnte, wurde damals zum totalen Engagement, häufig mit 24-Stunden-Einsatz.“ Letztlich bedeutete die „68er“-Zeit nicht nur für die Universitäten, sondern auch gesamtgesellschaftlich einen Umbruch, der die Bundesrepublik nachhaltig veränderte. Im studentischen Alltag zeigte sich die Liberalisierung der Hochschule mitunter auf subtile Weise: So verschwand unter anderem das (auf der Ankündigung des Teach-Ins noch zu lesende) Siezen unter den Studierenden. Vina Zielonka